1906:
Blick aus dem Dachfenster eines Hauses in der Rather Schulstraße
in Richtung Norden auf Rath. Zur Erläuterung: l = Geleise der
Straßenbahnlinie Köln-Rath-Heumar mit einem aus zwei Wagen
bestehenden Zug, 2 = der heutige Radwanderweg Köln-Königsforst,
3 = Haus der Familie Allexi, 4 = Nordwestecke des früheren Prälatenweihers,
der aufgefüllt ist und landwirtschaftlich genutzt wurde. Heute
steht hier der der Pfarrgemeinde gehörende große Wohnblock
Eiler Straße 129, 5 = das der Familie Müller/Dederichs gehörende
Wohnhaus in der Straße am Alten Turm. Die Fachwerkhäuser im
Vordergrund sind nicht mehr vorhanden. Links oben ist die
1834/35 erbaute Schule sichtbar, in der sich jetzt eine
Anlernwerkstatt für behinderte Kinder befindet. |
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Der
Doppelort Rath-Heumar hat mittlerweile nur noch wenige schöne und
erhaltene Fachwerkhäuser, die dem Dorf einst sein Aussehen verliehen.
Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Rath und Heumar schon große Höfe:
das Pützergut, den Isenberger Hof, den Durchhäuser Hof, das Rittergut Röttgen,
den Strundener Hof, den Hof am Hopenkamp, das Godderstgut, das Vilsgütchen,
das Rolshover Gut oder das Dingersgut, um nur einige Besitzungen zu
nennen.
In den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts entstand die Siedlung Königsforst,
die im Volksmund auch "Göttersiedlung" genannt wird. Alle Straßen
tragen einen germanischen Götternamen: Hermodur, Baldur, Wodan, Walhall
oder Freya. Wieder andere Straßen im Ort führen auf Wald, Wild und Bruch
zurück: Rauhe
Hecke, Selbachweg, Rabenbruch, Wichtelerbruch, Am Schauenberg (früher
"Auf dem Schauenberg"), In den Heidenkämpen, Vor der Heide, Zum
kleinen Königsforst, An der Rehfurt, Am Gieselbach, An der Kamp
(Lateinisch campus = das Feld), Alte Forststraße und Forststraße. Die
Forststraße hieß früher "Kohgass". Durch diesen Weg trieben
die Kleinbauern ihr Vieh zu den Weideplätzen im Königsforst, an dem sie
Nutzungsrechte hatten. An den Bruch erinnert auch noch der Fockerweg, denn
durch die "Fock" wälzte sich in vorgeschichtlicher Zeit einmal
der rechte Rheinarm.
Zu den Ausfall- und Durchgangsstraßen des Ortes gehören die Forsbacher
Straße, der Rather Kirchweg, die Rösrather Straße, die Eiler Straße,
die Porzer Straße, der Alte Deutzer Postweg, die Lützerathstraße und
der Mauspfad. Die Forsbacher Straße führte durch den Königsforst nach
Forsbach, über den Rather Kirchweg gingen die Rather Bürger zu ihrer
Pfarrkirche nach Merheim, und der Mauspfad ist wohl der älteste Weg, den
wir überhaupt im rechtsrheinischen Köln kennen. Auf diesem Pfad
transportierten die Rheinschiffer ihre Waren auf Pferdewagen vom Zündorfer
Zollturm bis nach Mülheim, um dem hohen Kölner Zoll zu entgehen (Mautpad).
Die Lützerathstraße, die früher teilweise "in der Raaf und
"op der Heid" hieß, erinnert uns an das Geschlecht derer
"von Lütze-rode", denen Burg Rath einmal gehörte. Die Porzer
Straße, früher "Porzer Weg", verlief bis zur Errichtung der
Eisenbahnlinie Köln-Overath 1910 durch riesige Ländereien zur
"Hauptstadt" der Bürgermeisterei Heumar. Die Rösrather Straße
wurde erst im vergangenen Jahrhundert zur Provinzialstraße ausgebaut.
Hier verkehrte auch die Postkutsche, die das Verbindungsglied zur
Außenwelt darstellte. "In der Vürstadt" und "Jüddegass"
hießen in älterer Zeit Teilstücke der Hauptverkehrsstraße.
Die
Ausfallstraße nach Eil hatte noch im letzten Jahrhundert interessante
Bezeichnungen. Der Name "Am Schlag" erinnert an den Schlagbaum,
an dem Fahrzeuge Wegezoll entrichten mußten, und "An der Bach"
mahnt an den Sebach, der aus dem Königsforst floß und in den Prälatenweiher
vor der Pfarrkirche St. Cornelius mündete. Das Teilstück von der
Autobahnbrücke bis zum Gut Maarhausen wurde "op der Maar"
genannt.
Neben
der erwähnten Göttersiedlung gibt es in Rath-Heumar eine
"Blumensiedlung": Veilchenweg, Schlehdornweg, Hainbuchenweg,
Holunderweg, Moosweg, Am Narzissenhof oder Rotdornweg, um nur wenige dieser
Straßennamen zu nennen.
Die
Straße "Am Alten Turm" hieß einmal "In der Rus", da
dort das Rosengut stand. Der Schutzpatron der Heumarer Kirche ist in der
"Corneliusstraße" verewigt, die erste Rather Schule steht in der
Schulstraße, die vorbeiführende Straßenbahnlinie gab der "Bahnstraße"
ihren Namen und die "Bahnhofstraße" spricht für sich.
"Auf
der Bitze" steht synonym für ein eingefriedetes Stück Land,
eine Wiese. Die Straße "Durchhäuser Hof erinnert an den
gleichnamigen Hof, den die Benediktinerabtei Deutz seit 1020 in Heumar
besaß. Dem Hof waren insgesamt 18 Güter in Rath, Urbach, Ostheim und
Rösrath "lehnrührig". Das Gebiet "Am Burgacker"
gehörte einst zur benachbarten Burg Rath, und "An der Ortskaule"
fand sich eine Vertiefung, die der Straße ihren Namen gab. "Stachelsweg"
und "Am Stachelshäuschen" gedenken des alten Stachelsgutes,
das in diesem Gebiet errichtet war und dessen Namen auf den heiligen
Eustachius zurückzuführen ist.
Eine
alte Flurbezeichnung ist das "Wasserblech", während der "Röttgensweg"
zum Schloß weist. "Röttgen" hat übrigens denselben Ursprung
wie der Name Rath: eben
durch Rodung entstanden. Das "Winkelfeld" bezeichnet einen
Zusammenschluß von zwei Tälern oder besser zwei Wasserläufen, und der
"Volberg" stammt von Vogelsberg ab. Der Name "An der
Mollburg" erinnert möglicherweise an Maulwürfe, die Gröppersgasse
hieß einst "In der Gass", und der Sengerweg mahnt an eine
Senke, die wahrscheinlich noch vom Heumarer Mär herrührt. Viele Straßennamen
des rheinischen Doppeldorfes sind heute nicht mehr genau oder nur
unzureichend zu erklären. Manche Bezeichnungen kommen uns heute seltsam
und unverständlich vor, obwohl jeder Name seine eigene und sicherlich
zutreffende Erklärung hat.
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