Rath / Heumarer Häuser und Straßen

 Bericht von 1981
 

1906: Blick aus dem Dachfenster eines Hauses in der Rather Schulstraße in Richtung Norden auf Rath. Zur Erläuterung: l = Geleise der Straßenbahnlinie Köln-Rath-Heumar mit einem aus zwei Wagen bestehenden Zug, 2 = der heutige Radwanderweg Köln-Königsforst, 3 = Haus der Familie Allexi, 4 = Nordwestecke des früheren Prälatenweihers, der aufgefüllt ist und landwirtschaftlich genutzt wurde. Heute steht hier der der Pfarrgemeinde gehörende große Wohnblock Eiler Straße 129, 5 = das der Familie Müller/Dederichs gehörende Wohnhaus in der Straße am Alten Turm. Die Fachwerkhäuser im Vordergrund sind nicht mehr vorhanden. Links oben ist die 1834/35 erbaute Schule sichtbar, in der sich jetzt eine Anlernwerkstatt für behinderte Kinder befindet.

Der Doppelort Rath-Heumar hat mittlerweile nur noch wenige schöne und erhaltene Fachwerkhäuser, die dem Dorf einst sein Aussehen verliehen. Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Rath und Heumar schon große Höfe: das Pützergut, den Isenberger Hof, den Durchhäuser Hof, das Rittergut Röttgen, den Strundener Hof, den Hof am Hopenkamp, das Godderstgut, das Vilsgütchen, das Rolshover Gut oder das Dingersgut, um nur einige Besitzungen zu nennen.
In den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts entstand die Siedlung Königsforst, die im Volksmund auch "Göttersiedlung" genannt wird. Alle Straßen tragen einen germanischen Götternamen: Hermodur, Baldur, Wodan, Walhall oder Freya. Wieder andere Straßen im Ort führen auf Wald, Wild und Bruch zurück: Rauhe Hecke, Selbachweg, Rabenbruch, Wichtelerbruch, Am Schauenberg (früher "Auf dem Schauenberg"), In den Heidenkämpen, Vor der Heide, Zum kleinen Königsforst, An der Rehfurt, Am Gieselbach, An der Kamp (Lateinisch campus = das Feld), Alte Forststraße und Forststraße. Die Forststraße hieß früher "Kohgass". Durch diesen Weg trieben die Kleinbauern ihr Vieh zu den Weideplätzen im Königsforst, an dem sie Nutzungsrechte hatten. An den Bruch erinnert auch noch der Fockerweg, denn durch die "Fock" wälzte sich in vorgeschichtlicher Zeit einmal der rechte Rheinarm.
Zu den Ausfall- und Durchgangsstraßen des Ortes gehören die Forsbacher Straße, der Rather Kirchweg, die Rösrather Straße, die Eiler Straße, die Porzer Straße, der Alte Deutzer Postweg, die Lützerathstraße und der Mauspfad. Die Forsbacher Straße führte durch den Königsforst nach Forsbach, über den Rather Kirchweg gingen die Rather Bürger zu ihrer Pfarrkirche nach Merheim, und der Mauspfad ist wohl der älteste Weg, den wir überhaupt im rechtsrheinischen Köln kennen. Auf diesem Pfad transportierten die Rheinschiffer ihre Waren auf Pferdewagen vom Zündorfer Zollturm bis nach Mülheim, um dem hohen Kölner Zoll zu entgehen (Mautpad). Die
Lützerathstraße, die früher teilweise "in der Raaf und "op der Heid" hieß, erinnert uns an das Geschlecht derer "von Lütze-rode", denen Burg Rath einmal gehörte. Die Porzer Straße, früher "Porzer Weg", verlief bis zur Errichtung der Eisenbahnlinie Köln-Overath 1910 durch riesige Ländereien zur "Hauptstadt" der Bürgermeisterei Heumar. Die Rösrather Straße wurde erst im vergangenen Jahrhundert zur Provinzialstraße ausgebaut. Hier verkehrte auch die Postkutsche, die das Verbindungsglied zur Außenwelt darstellte. "In der Vürstadt" und "Jüddegass" hießen in älterer Zeit Teilstücke der Hauptverkehrsstraße.

Die Ausfallstraße nach Eil hatte noch im letzten Jahrhundert interessante Bezeichnungen. Der Name "Am Schlag" erinnert an den Schlagbaum, an dem Fahrzeuge Wegezoll entrichten mußten, und "An der Bach" mahnt an den Sebach, der aus dem Königsforst floß und in den Prälatenweiher vor der Pfarrkirche St. Cornelius mündete. Das Teilstück von der Autobahnbrücke bis zum Gut Maarhausen wurde "op der Maar" genannt.

Neben der erwähnten Göttersiedlung gibt es in Rath-Heumar eine "Blumensiedlung": Veilchenweg, Schlehdornweg, Hainbuchenweg, Holunderweg, Moosweg, Am Narzissenhof oder Rotdornweg, um nur wenige dieser Straßennamen zu nennen.

Die Straße "Am Alten Turm" hieß einmal "In der Rus", da dort das Rosengut stand. Der Schutzpatron der Heumarer Kirche ist in der "Corneliusstraße" verewigt, die erste Rather Schule steht in der Schulstraße, die vorbeiführende Straßenbahnlinie gab der "Bahnstraße" ihren Namen und die "Bahnhofstraße" spricht für sich.

"Auf der Bitze" steht synonym für ein eingefriedetes Stück Land, eine Wiese. Die Straße "Durchhäuser Hof erinnert an den gleichnamigen Hof, den die Benediktinerabtei Deutz seit 1020 in Heumar besaß. Dem Hof waren insgesamt 18 Güter in Rath, Urbach, Ostheim und Rösrath "lehnrührig". Das Gebiet "Am Burgacker" gehörte einst zur benachbarten Burg Rath, und "An der Ortskaule" fand sich eine Vertiefung, die der Straße ihren Namen gab. "Stachelsweg" und "Am Stachelshäuschen" gedenken des alten Stachelsgutes, das in diesem Gebiet errichtet war und dessen Namen auf den heiligen Eustachius zurückzuführen ist.

Eine alte Flurbezeichnung ist das "Wasserblech", während der "Röttgensweg" zum Schloß weist. "Röttgen" hat übrigens denselben Ursprung wie der Name Rath: eben durch Rodung entstanden. Das "Winkelfeld" bezeichnet einen Zusammenschluß von zwei Tälern oder besser zwei Wasserläufen, und der "Volberg" stammt von Vogelsberg ab. Der Name "An der Mollburg" erinnert möglicherweise an Maulwürfe, die Gröppersgasse hieß einst "In der Gass", und der Sengerweg mahnt an eine Senke, die wahrscheinlich noch vom Heumarer Mär herrührt. Viele Straßennamen des rheinischen Doppeldorfes sind heute nicht mehr genau oder nur unzureichend zu erklären. Manche Bezeichnungen kommen uns heute seltsam und unverständlich vor, obwohl jeder Name seine eigene und sicherlich zutreffende Erklärung hat.

 

 

Damenkleidermode um 1910. Frau Katharina Werheid, geborene Krämer, mit Tochter Christine (der späteren Frau Hamacher).

 

Weit bekannt ist das "Haus Krein", ein Spezialitäten-Restaurant, das einen Service von hohem Niveau bietet. Es befindet sich seit 4 Generationen in Familienbesitz und wird jetzt von Kurt Wessel, einem Urenkel des Firmengründers Adam Krein, geführt. Dieser war Stellmacher und Holzhändler, und eröffnete 1877 in seinem Haus an der 1857 ausgebauten Rösrather Straße eine Gastwirtschaft, die später auch einen großen Tanzsaal erhielt. Das Foto von 1906 zeigt die damalige Gastwirtschaft Adam Krein.

  

Johann Wiel verschickte 1905 diesen "Gruß aus Heumar". Der Fotograf stand etwa da, wo heute die Brücke der Autobahn die Eiler Straße überquert. Im Hintergrund sieht man einen Wagen der 1904 eröffneten Straßenbahnlinie Köln- Königsforst, die zunächst nur bis Rath-Heumar fuhr, rechts die Pfarrkirche St. Cornelius und ganz am rechten Bildrand ein Stück des alten Jugendheimes.

  

Von den vielen Fachwerkhäusern. die sowohl in Rath als auch in Heumar vorhanden waren, stand dieses noch 1918 an der Rösrather Straße.

 

Im Ortsteil Rath gab es bis vor 15 Jahren noch einen landwirtschaftlichen Betrieb, den man "et Stachelshöffche" nannte. Er war 104 Morgen groß und im Besitz der Stadt Köln, die ihn 1908 für 36000,- Goldmark erworben hatte.Der Bauernhof lag an der Ecke Rather Mauspfad/Stachelsweg gegenüber der Baldurstraße, und wurde bis zum Abriß von der Familie Reinartz bewirtschaftet.

 

Auf dieser Ansichtskarte ist zweimal die Rösrather Straße zu sehen. Oben in Richtung Osten. Links die Gaststätte Kuth (später Finkelberg), rechts die Wirtschaft "Zum großen Kurfürsten" von Johann Schmilz. Beide hatten einen großen Tanzsaal. Ein Eiswagen steht an der Ecke Rösrather Straße/Eiler Straße.
Unten der Blick nach Westen: Links die Wirtschaft J. J. Burger und in der Bildmitte die Gaststätte Krein.

 

 

 

 

Nach einer Fronleichnamsprozession der Pfarre St. Cornelius an der Ecke Eiler Straße/Rösrather Straße. Die "Restauration Schmitz" hieß später "Gaststätte Ommer", danach "Spielmanns" und wurde schließlich vor 20 Jahren abgerissen.                          

 

Die Gaststätte Bernhard Burger. Vor 70 Jahren hieß sie "Restauration zur guten Quelle von Anton Meurer".                          

 

 

Der prächtige Eingang zum Gut Maarhausen an der Eiler Straße

 

 

Dieses alte Fachwerkhaus wurde früher das "Roggendorf Höffche" gennant. Es liegt in der Gröppersgasse, nicht weit von der Einmündung in die Lützerathstraße.                         

 

  

In der Straße "Am alten Turm", die die Eiler Straße mit der Rather Schulstraße verbindet, steht dieses alte Fachwerkhaus. Alte Rath/Heumarer nennen die Straße "in d'r Rus", denn hier stand einst das "Rosengut", von dem das Fachwerkhaus übrig geblieben ist.           

 

Dieses herrliche Fachwerkhaus in der Eiler Straße 141 steht unter Denkmalschutz.                         

 

50 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos. Um die Jahrhundertwende war die Bäckerei Peter Weyer in einem Backsteinhaus in der Rösrather Straße 592 untergebracht. In einer Festschrift zum 5Ojährigen Bestehen des Quartettvereins, die 1924 herauskam, annoncierte der Bäckermeister Weyer: "Alteste Bäckerei am Platze - Grob- und Feinbäckerei mit elektrischem Betrieb." Dieser Handwerksbetrieb besteht heute noch, ist im Familienbesitz und firmiert unter dem Namen "Bäckerei und Konditorei Hermann Oßendorf".(heute Arminius)                     

 

  

Für die 1910 eröffnete Bahnlinie Köln-Overath wurde in Heumar dieses Bahnhofsgebäude errichtet. Die Bahnstation bekam nach der Stadterhebung von Porz den Namen "Porz-Heumar".                         

 

  

Das war die "Fock" in Heumar, ein Rest des alten Rheinarms. Das Foto entstand etwa 1950 zwischen der Forststraße und der Autobahn Köln-Frankfurt. Heute ist auf diesem Gelände ein Sportplatz, der noch von der früheren Stadt Porz angelegt wurde.                         

 

Blick in die Porzer Straße in Richtung Süden zur "Meyers Fabrik". Bis 1970 standen nur auf der Ostseite Wohnhäuser. Die ihnen gegenüberliegende Fläche wurde landwirtschaftlich genutzt. Rechts am Bildrand: die Haltestelle "Porzer Straße" der KVB-Linie 9 von Köln zum Königsforst.

Einige Jahre später ist auf der westlichen Seite der Porzer Straße eine Wohnsiedlung entstanden. Bei der Verbreiterung der Autobahnbrücke mußte bei einem Teilstück der Porzer Straße das Niveau angehoben werden.

Reinhard Kutschke / Heribert Müller (1981)
mit bestem Dank an Herrn Kamp

 

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